Arbeit neu zu definieren, mit neuen Inhalten zu füllen, gehört wohl mit zu den dringendsten Aufgaben, die wir uns alle in diesen Zeiten des großen Wandels und der massiven Veränderungen in
unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur stellen dürfen.
Gerne möchte ich den Impuls von Cornelia Zuk (Co-Moderatorin in unserer XINGgruppe "Mensch im Wandel) aufgreifen und das Wort „arbeiten“ näher untersuchen. Es ist allerdings ein sehr
komplexes Thema, das ich hier nur anreißen kann.
Unsere Arbeit verändert sich schon seit Jahren und wir kommen kaum noch hinterher, uns mal das WESENtliche darin anzuschauen. new work ist in aller Munde, doch es geht nicht nur
um die Umsetzung neuer Konzepte oder um neue Werkzeuge, um Prozessoptimierungen oder wie Unternehmen besser, anders geführt und aufgestellt werden.
„Arbeit“ spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben.
Wir definieren uns über sie, wir schenken ihr viel Macht, uns glücklich, zufrieden oder frustriert zu sein. Wir fühlen uns gebraucht, wenn wir Arbeit haben, wir müssen arbeiten, um unseren
LebensunterHALT zu sichern, wenn wir Glück haben, erfüllt uns unsere Arbeit, ist sinnvoll und wertvoll für uns und unser Umfeld. Doch solange Arbeit an Leistung gekoppelt ist, sind wir gefangen
in einer Art Knechtschaft. Klar, wir haben es so gelernt, das war immer so, so ist eben unser System usw. Ja, bisher war es so, doch es ändert sich. Und zwar gewaltig.
Was passiert, wenn in den nächsten 5-10 Jahren sich unsere Welt, unsere Systeme durch die Digitalisierung derart verändert hat, dass bestimmte Berufe, Branchen ganz wegfallen?
Welche Arbeit machen Sie dann? Bleibt dann nur noch die „Arbeitslosigkeit“? Ich glaube nicht. Ich bin gewiss kein Panikmacher, sondern möchte Sie herzlich einladen sich vorzubereiten, um für sich
„arbeiten“ neu zu definieren, alte Assoziationen loszulassen und mit neuen InHALTen und Sinn verbinden.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit :
Als Grafik-Designerin habe ich schon erlebt, wie sich in den 90igern etliche Berufe und eine ganze Branche aufgelöst haben, weil sie überflüssig wurden. Die Veränderung begann, als wir alle mit
einem Grafikcomputer ausgestattet wurden. Vorher haben wir sämtliche Texte, bei einem Typografen bestellt, der uns alles in der gewünschten Schrifttype, Form und Größe absetzte. Wir klebten diese
dann in unsere Entwürfe, in so genannte Reinzeichnungen für Anzeigen oder Packungen auf hochwertigsten Karton. Diese Reinzeichnungen mussten dann zum Kunden geschickt werden, per Overnight Kurier
natürlich, auch damals war alles eilig, um die Gestaltung freizugeben. Dann wurde die Aufsichtsvorlage zum Lithographen, wieder per Kurier, geschickt, um Druckvorlagen zu erstellen. Die
Druckvorlagen, gingen nach Abstimmung dann in die Druckerei, wieder per Kurier…
Als Grafik-Designer mit Computer mussten wir jetzt unseren Job erweitern. Wir mussten lernen, selber Texte zu setzen und selber Druckvorlagen erstellen, die direkt zur (Online)Druckereien
upgeloaded werden. Es gibt keine Satzstudios mehr, keine Lithoanstalten, Druckereien sind ebenso viel weniger geworden, mussten sich komplett neu (online) aufstellen. Ich weiß nicht, ob es noch
Schoeller-Hammer-Karton gibt, ob es noch Reprographen gibt, ob es noch Rapidographen gibt. Papierhersteller stellten Ihre Programme und Produkte um, viele davon gibt es gar nicht mehr. Verlage
für Zeitungen, Magazine und Bücher sind natürlich ebenso betroffen, wie Kurierdienste und andere Zulieferer…
Ich habe diesen kleinen Ausflug hier nur beschrieben, um Ihnen aufzuzeigen, wie eine ganze Branche innerhalb von wenigen Jahren überflüssig geworden ist. Sowas passiert wirklich.
Was ist, wenn es Ihre Branche trifft? Wäre es nicht großartig, Sie sind vorbereitet, haben vielleicht schon eine andere Idee und vor allem eine neue Einstellung zu Arbeit?
Für mich ist Arbeit ein Ausdruck meiner Liebe: „work is love in action“ :-)
Die Entkopplung von Leistung und auch Gegenleistung öffnet ein ganzes Universum.
Was würden Sie gerne tun? Was würden Sie dann arbeiten? Glauben Sie dann immer noch, dass Arbeit anstrengend sein muss? Dass Arbeit von 9 -17 Uhr zwischen Montag und Freitag stattfindet, dass Sie
sich Montags überwinden müssen, um wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen und sie die Tage bis zum hoffentlich freien Wochenende zählen? Gefällt Ihnen das? Jetzt sagen Sie nicht, so ist es
eben.
Es liegt an Ihnen. SIE sind der Regisseur in Ihrem Leben, SIE geben dem Spiel die Rollen und die Macht über Ihr Glück und Wohlbefinden zu bestimmen. Sie können es jederzeit ändern. Ja, es braucht
Mut. Aber ist es das nicht wert?
Welchen Wert und welchen Halt könnten Sie in „Arbeit“ finden, wenn Leistung im alten Sinne entfällt?
Wie sehen Sie das? Welche Haltung haben Sie gegenüber „arbeiten“?
Susanne Barth
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